Unerlaubter Waffenbesitz

Wo fange ich an? Ganz am Ende hat ein Polizist mein Handy und wählt darauf eine Nummer. Das Ende ist also gezogen. Aber wo ziehe ich den Anfang?

Zum Beispiel am Bahnhof. Ich mag diese modernen Züge, die recht tief auf den Schienen sitzen. Wo man nach unten steigt, wenn man vom Bahnsteig aus reingeht. Mit diesen nach ihnen gedrehten Sitzbänken, wie in der Berliner U-Bahn. Nur weniger verranzt. Eher gepflegt. Futuristisch. Mit elektrischen Laufgeräuschen, anstatt der tuckernden Räder. Dafür ist der Bahnhof umso unübersichtlicher. Mit vielen Ebenen und Treppen dazwischen. Eine Plattform inmitten der Halle, zu der Treppen hochführen. Und ein Mosaikfenster, das einen roten Drachen darstellt. Eigentlich ganz schick.

Am Bahnhofsvorplatz wollte ich eigentlich nur mein Profil aktualisieren. Ein ganz einfacher Vorgang, wenn man ein Smartphone hat. Bis aufs Tippen von länglicheren Sachen kann man damit unterwegs so ziemlich alles machen, was unterwegs so anfällt. Und für letzteres gibt es Laptops. Oder Tabletts mit Tastaturen. Als ich jedenfalls so schön am Tippen war, tippt mich auch so ein komischer Kerl an. Eher klein, Nadelstreifenanzug, das Gesicht wie eine Rattenschnauze und ein ungesunder Blick. Ich sollte doch tatsächlich Musik von ihm auf meinem Profil haben und solle ihn dafür bezahlen. Sonst bringt er mich um. Er vielleicht nicht, aber der Schlägertyp daneben sah doch reichlich unfreundlich und gewaltbereit aus. Und da eine Morddrohung rechtlich ohnehin nicht unproblematisch ist, nutzte ich die mir zugestandene Denkminute, um mal bei der Polizei anzurufen. Der Polizist kam, hat mir die Mafiosi vom Hals geschafft und eigentlich war der Tag gerettet.

Weil der gute Mann ohnehin nichts mehr zu tun hatte, und ich und Andi in die Uni wollten, hat der uns auch angeboten, uns hinzufahren. Gut, dass ich meine Armbrust nicht dabei habe, Waffenbesitzt kommt uncool, wenn die Polizei in der Nähe ist. Die Fahrt ging vor sich hin, durch ein ausgelagertes Wohngebiet. Mehrstöckige Häuser überall, leicht vernebeltes Wetter. Und es hatte ebendieser Nebel einen rötlichen Hauch. Zwischen den Häusern, Richtung Berge, da war da in der Ferne eine rote Lichtsäule. Die Straßen leer. Da, in dem Haus daneben, die Fenster glühen rot. Oder hier, zwischen diesen beiden Häusern, anstatt dem Blick auf die Berge dahinter, nur ein durchgehendes Rot, vom Boden bis zur dichten Wolke, in der die Häuser nach oben verschwinden.

Sehr unnötig vom Andi, mich zu animieren, meine Schwerter zu holen, damit wir einen Ausflug in diese Portale unternehmen. Immerhin ist Waffenbesitz immer noch uncool, wenn die Polizei in der Nähe ist.

Ankunft an der Uni, soweit nichts passiert. Ich freue mich schon drauf, einen coolen Spruch loszulassen, zum Thema bei der Polizei mitfahren, als sich am Boden ein kreisrunder roter Fleck auftut. Ich erinnere mich, gleich kriecht da etwas raus. Das letzte Mal, dass das passiert ist, hatte ich es mit meinem Schwert verkloppt. Dieses Mal muss halt ein Besen her. Der kleine Imp weiß nicht, wie ihm geschieht, als er rauskommt und den Besen schmeckt. Der Polizist, eindeutig mit Seltsamkeiten konfrontiert, fragt in die Runde, ob jemand bei D1 ist. Nun ja, natürlich ich. Ich reiche ihm das Handy und er wählt irgendeine Privatnummer.

Cut.

Warum schreibe ich diesen Quark auf? Ganz einfach. Vor ein paar Tagen war ich mit dem Matthias an der Cocktailbar. Am Tag drauf, das übliche Gespräch nach dem Cocktail (eher den Cocktails), wie die Heimreise so war und so weiter und so fort. Laut Matthias war die Nacht seltsam. Nun ja, der übliche „Die Schüssel begrüßt“-Spruch, Matthias verneint. Er hat seltsames Zeug geträumt! Der Arme hat sich echt geziert, seinen Schwachsinn zu erzählen. Da habe ich halt die Geschichte ausgepackt, was ich die Nacht geträumt hatte, und dann hat er sich getraut, seine Geschichte zu erzählen. War gar nicht mal so abgefahren, im wesentlichen Yakuza und ein Date mit einer Ninjabraut. Klang auch nicht schlecht. Weniger abgefahren, aber nicht schlecht. Ein Datetraum wäre auch was gewesen… Wobei, hatte ich auch schon. Nur nicht so jugendfrei, dass man es als „Datetraum“ bezeichnen kann.

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