Diese eigentlich ganz einfache Regel scheint für manche Mitglieder der Menschheit unmöglich zu sein. Dabei ist es ganz einfach, „Gehe deinen Mitmenschen nicht unnötig auf den Sack“ ist das Fundament unserer Gesetzgebung.
Nürnberg hat eine U-Bahn und die hat viele Rolltreppen. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass, stopp. Ich hielt das eine ganze Weile lang für ein ungeschriebenes Gesetz und wünschte es nach Bayreuth, bis ich tatsächlich eine Aufschrift entdeckt habe: „Rechts stehen, links gehen“. Vier Worte. Vier einfache Worte, die einem den Weg zur Arbeit versüßen. Die normale Treppe hat zu kleine Stufen, zwei von denen sind knapp zu groß, um entspannt zu laufen, die groben Stufen der Rolltreppe sind genau richtig und so laufe ich Rolltreppen. Zumindest meistens, ab und zu begegnet man doch seltsamen Gestalten. Wobei, das fängt schon in den Gängen an. Tut es wirklich Not, den Weg zu versperren? Menschen laufen irgendwie gern in Filamenten, langgezogene Strukturen, darauf optimiert, möglichst viel Platz einzunehmen. Im Weltraum ist das sicher wunderschön, auch morgens früh auf dem Weg zur Arbeit, in der Bahnhofsunterführung nervt es.
Mir wachsen zwei kräftige Beine aus dem Arsch und die wollen bewegt werden. Jetzt habe ich bestens Verständnis dafür, dass man mal lahm zu Fuß ist. Im Alter, zum Beispiel. Oder wenn man einen geprellten Fuß oder eine Grippe hat. Oder wenn man einen absoluten Scheißtag hat und jeder Schritt sich anfühlt, wie der Weg zur Schlachtbank. Selbst ich, der dachdeckerjackentragende Blitz der U-Bahn kenne das. Aber ich versperre Leuten nicht den Weg.
Die besagten kräftigen Beine kommen wohl vom Treppensteigen. Starke Beine treiben mich die Treppe hoch und das ist wiederum prima Voraussetzung für einen 1A-Unterbau. Ein Teufelskreis! Und jetzt stelle sich der geneigte Leser bitte vor, wie ich den Handrücken an die Stirn hauche, leise seufze und auf die Knie sinke. Natürlich NICHT auf der Rolltreppe! Spätestens hier weiß man, was Rücksicht ist.
Ja verdammt, ich drängle auf Rolltreppen. „Rechts stehen“ ist nämlich eine verdammt komplizierte Regel. Manche stehen zwar rechts, nehmen aber 2/3 der Treppenbreite ein. Manche stehen mittig und manche stehen eiskalt links. Neben jemandem, der rechts steht. Auch noch während knapp dahinter Platz auf der rechten Seite ist. Manchmal klappt’s, einfach nur laut zu trampeln, der Rücksichtslose bemerkt mich, checkt, dass er im Weg steht, und geht zur Seite. Wenn es nicht klappt, dann drängle ich mich einfach durch, ich habe 0 Lust, mir Zeit für ein „Kann ich bitte durch?“ zu nehmen, sondern gebe einfach die Rücksicht zurück, die der Mensch zeigt. Das liest sich jetzt alles böse und aggressiv, ist es aber eigentlich gar nicht, ich rege mich noch nicht mal auf. Aber auch nur, weil ich einfach durchpflüge.
Wo war ich stehengeblieben… Ach ja, die U-Bahn. Gute Quelle für Rücksicht. So verstehe ich immer noch nicht, was daran so toll ist, keinen Platz zu lassen. Manch eine steigt ein und bleibt auf halbem Wege zwischen Eingangstür und gegenüberliegende (geschlossene) Tür stehen und blockiert auf diese Weise wertvollen Platz. PS: Haltegriffe gibt es „da hinten“ auch. Oder man bleibt einfach gleich vor der Tür stehen. Zwischen den Sitzen wäre ja noch Platz, aber wozu? Lieber lässt man sich von den Leuten, die an der nächsten Station aussteigen drängeln (und guckt dabei doof), als einfach mal zwischen die Sitze zugehen. Zugegeben, ich bleibe auch im Eingangsbereich stehen, aber ich fahre auch immer nur eine Station. Genau eine. Steige also an der nächsten Station aus. Oder man steigt aus um die Aussteiger rauszulassen und steigt danach wieder ein. Ach ja, Haltegriffe gibt es zwischen den Sitzreihen auch, sogar Sitze!
Kleines Kapitel nebenbei, zugfahren. Nicht so fies, wie die U-Bahn. So schaue ich vor dem Einsteigen in den Waggon, ob jemand aussteigt und es ist niemand da, also steige ich ein. Knapp vor dem ersten Sitz schnauzt mich so eine Hexe an, ich solle zuerst aussteigen lassen. Die hätte es mal mit Aussteigen versuchen sollen… Typisch Frau scheint das Verhalten zu sein, mehr Zeug mitzunehmen, als man tragen kann. In einem vollen Zug die Gänge mit Koffern voll haben ist nicht cool. Übrigens behaupte ich nicht, dass alle Frauen so sind, aber wenn, ist es garantiert eine Frau. Warum man für 2 Wochen Urlaub den halben Kleiderschrank mitnimmt, davon aber nur einen Teil anzieht, war mir auch nie wirklich klar. Könnte mir an sich auch egal sein (bis wenn ich der Idiot bin, der die Scheiße schleppt), würde so jemand damit zurechtkommen.
Genug der Züge, Rolltreppen und Frauen und ab ins Eigenheim. Ich wohne über einer Kneipe. Mitten in der Kneipenstraße. Herrliches Ambiente, Luxusloge für das Kneipenfest und ich muss nicht mal aus dem Haus. Für mich idyllisch, für manche andere wohl nicht. Wie gesagt, Rücksicht geht in beide Richtungen. Klar kann man verlangen, dass die Mitmenschen Rücksicht auf das eigene Ruhebedürfnis nehmen, nur sollte man Rücksicht auf die selbigen zeigen. Es gibt in der Tat Idioten, die neben oder über eine Kneipe ziehen und sich dann abends über die Lautstärke beschweren. Wo? Zu? Ich gehe doch auch nicht absichtlich in eine Raucherecke und verlange, dass jemand Rücksicht auf Nichtraucher nimmt. Wieso zieht man dann mitten in das örtliche Partyzentrum und geht ab 10 Mitmenschen auf den Sack damit, dass Nachtruhe zu herrschen hat? Ich zum Beispiel finde es toll, nachts Musik hören zu können. Solange nicht gerade ein Handballverein auf der Straße am Feiern ist (vergiss die Fußballer, du weiß nichts über Stressfeiern, bis du Handballer kennengelernt hast), kann man gemütlich schlafen. Leider war vor einer Weile das Ordnungsamt da, der Gastwirt hat einen herrlichen Musikgeschmack. So bleibe ich bei meinem Zeug, abends Fenster auf und ruhig mal was Party. Kann man woanders nicht machen.
Apropos Party. Ich setze mich mal hin, lege die Füße hoch, mache meinen psychedelischen Chilllaser an und höre Musik. Laut.