Ich habe mal ein Interview mit einem Zeichentrickanimator gelesen. In einem recht großen Teil davon ging es um Hintergründe, dass es wichtig ist, die Charaktere und die Vordergrundobjekte nicht im Vakuum stehen zu lassen, sondern in die Welt einzubetten. Die Hintergründe müssen mit viel Liebe zum Detail, passend zum Stil der Vordergrundsprites (nicht aus dem Interview, mein Wort um Charaktere & Objekte zusammenzufassen) und so weiter und so fort erstellt werden. Bewusst denke ich beim Cartoongucken nicht über die Hintergründe und irgendwelche Analysen entsprechender Episoden versauen mir die selbigen meistens. Kunst ist nicht dazu da, erklärt zu werden, sondern dazu da, um zu wirken. Es trägt auch nichts dazu bei, wenn mir jemand erklärt, was hinter einem auf den ersten Blick unspektakulären Bild steckt, wenn das Bild nicht für sich spricht, dann macht hohes Kunstgalleriegelaber daraus auch kein besseres.
Eigentlich wollte ich aber auf was anderes hinaus. Der Hintergrund im echten Leben ist viel interessanter, wenn er nicht da ist. So gestern Abend, am Nürnberger Stadtstrand. Ein großer Parkbereich versehen mit Sand, Holzstegen, Lounges, Cocktailbars und allgemein Stranddekoration. Ein Highlight sind die Lichter. Die Lounges (so strandkorbartige Zelte mit Sesseln) sind beleuchtet, die Bartheken sowieso und die Bäume. Die Bäume sind von unten grün angeleuchtet, was vor allem abends einen mythischen Touch hat. Gestern gab es etwas ganz Besonderes: Regen. Kein nieseln, sondern richtig schön stark. Regen ist ohnehin toll und auch wenn ich meinen schwarzen Hut nicht dabei hatte, war es einfach geil zu sehen, wie alle sich irgendwas über den Kopf ziehen, während der Regen mir nichts ausmacht. Das ist irgendwie selbstverstärkend: ich sehe, dass der Regen mir kaum was ausmacht, während alle anderen fliehen und fühle mich dadurch erst recht spitze. Andersrum geht es leider auch, wenn ich mich mau fühle und wo bin, wo sich alle amüsieren, zieht mich das erst recht runter. So schlimm, wie im Song „Only happy when it rains“ von Garbage (absoluter Hörtipp) ist es aber nicht.
Worauf ich jedenfalls hinaus wollte, ist die Stimmung. In dem besagten Regen gab es nichts mehr außerhalb. Der Himmel überzogen mit einer durchgehenden grauen Masse, nicht mal die Wege außerhalb des Strandes waren da. Nur noch das Licht. Die Bäume, grün erleuchtet, vor einem Nichts als Hintergrund. Dazu ein guter Cocktail, smoothe Musik und ein paar Compadres. Wir im Licht und außerhalb nur noch ein nichts. Perfekt, um mal alles andere zu vergessen.
Ja, die Compadres. Man hängt doch von seinen Mitmenschen ab. Vor dem Studium habe ich immer wieder gehört, das wird die beste Zeit des Lebens. War bei mir eigentlich genau andersrum. Während der Schulzeit war es einfach: Feiern. Entspannte Leute, ausgelassene Feiern, gepflegte Niveaulosigkeiten. Im Studium hingegen, I just don’t know what went wrong. Geradezu steifärschig, die Leute. Teilweise auch richtig fiese Aktionen, wie „Klar, kannst du kommen“ und eine Woche später höre ich über mich, ich würde uneingeladen auf Partys auftauchen. Die miesen Wichser… Eigentlich habe ich eh keine Zuversicht, was das Studentenvolk angeht. Außerhalb von meinem Studiengang habe ich eigentlich ein paar Studentenfreunde, konkret sind das aber Leute, die so gut wie nie Zeit haben. Auch wenn es jemand nicht böse meint, habe ich irgendwann keine Lust mehr, immer wieder zu Fragen „Wie sieht’s aus, kommst du mit zum Asiaten/in die Kneipe/Party bei mir?“, wen nach dem etlichen Mal es immer noch heißt „Keine Zeit“. Starker Kontrast dazu, gestern Abend mit Arbeitskollegen. Dass die Leute nicht aus dem gleichen Fachgebiet kommen, war zwar klar (bei „UART“ ist niemand eingestiegen, sind halt doch nur Physiker (Ich habe schon erwähnt, dass ich Physik studiert habe?)), aber bei gepflegter Niveaulosigkeit ist das egal. Schön einen saufen (oder zwei oder drei), dazu derbe Sprüche und… Verdammt, warum ist mein Studium nicht so verlaufen? Eigentlich eine einfache Weisheit: es kommt nicht darauf an, viele Leute zu kennen, sondern die richtigen.
Aber eigentlich wollte ich einfach nur von den Bäumen erzählen. Die grün erleuchteten Bäume mit einem Nichts im Hintergrund. Der Ort, der Moment.