One night in Nürnberg

… and the world’s your seat bench.

Was für eine Nacht…

Wer mich kennt, weiß wahrscheinlich, dass ich gern Senfbanane esse. Zum Beispiel eine dünne Scheibe Brot mit Senf beschmiert, die Banane flach schneiden und drauflegen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich vorzüglich streiten, aber ungewöhnlich ist es allemal. Ich stehe auf ungewöhnliche Geschmäcker. Die Idee mit der Senfbanane kam mir zwar recht spontan, aber währenddessen war ich auf der Suche nach einer geschmacklichen Herausforderung und dachte mir einfach, dass es super schmeckt.

Im starken Kontrast dazu steht Waldmeistererdnusssoße. Eines Tages lud ich mir beim Asiabuffet die beiden Dinge auf einen Teller. Ich lade mir immer einen Teller am Stück, aber diesmal halt die beiden Dinge. Also was Fleisch mit Erdnusssoße drüber und am Tellerrand einen Würfel Waldmeisterwackelpudding. Es kam, wie es kommen musste, die Soße zerfloss, löste den Wackelpudding an und… Das entstehende Geschmackserlebnis war zweifellos interessant, fortan allerdings kann ich gern darauf verzichten.

Das ist auch die Quintessenz der Geschichte. Einmalig interessant, aber nein danke, nicht wieder.

Der Bahnhof in Nürnberg hat eine Bahnhofsmission und die ist rot! Um genau zu sein ist es das Burger King-Rot. Nicht gerade ein Zufall, war ich doch im ebendiesen Burger King. Was Film geguckt, paar Leckere getrunken, Zeit für den Rückweg knapp kalkuliert, auf dem selbigen mich verquatscht und in die U-Bahn in die falsche Richtung eingestiegen, kam ich am Bahnhof eine Minute zu spät an, unpraktischerweise ist der Zug ausnahmsweise pünktlich abgefahren.

Am Bahnhof pennen habe ich mir schon mal ausgemalt, wäre ja nicht mein erster Abend in Nürnberg gewesen. Insofern begrüßte ich die Aussicht nur mit einem müden „Scheiß drauf“. „Müde“ ist auch schon mal ein gutes Stichwort, war es immerhin schon recht spät. Also auf zum Burger King, mir noch was Abendessen bestellt und rüber in eine ruhige Ecke. Dort war schon einer am Pennen in diesen Sesseln, also wähnte ich mich in guter Gesellschaft. Das Problem ist, ich kann im Sitzen nicht schlafen! Irgendwann waren da zwei Punks mit Rucksäcken da, die haben sich im Sessel einfach vorgerutscht, die Füße auf den nächsten Sessel, Kopf auf die Rückenlehne und weg. Kommt für mich nicht infrage, wenn mein Kopf auf der Rückenlehne ruht, ist mein Arsch in der Luft. Als Bild von einem Mann hat man es nicht einfach, mein Körper erstreckt sich auf eine gute Länge, sich kompakt machen ist da nicht. Also stundenlang lesen… Sich auf dem Boden lang machen kam mir doch etwas zu ranzig vor. Sei’s drum, es sollte ohnehin nicht dauern.

Der Burger King im Obergeschoß hat nämlich eine Glasfront, neben dieser saß ich. Habe mir auch nichts dazu gedacht, immerhin pennen da andere auch. Aber irgend so ein übernervöser Aufpasser von draußen im EG bestand drauf, dass ich verschwinde. Die BK-Angestellten haben mich ja in Ruhe gelassen aber der Aufpasser wollte wohl eine Quote erfüllen. Also raus aus dem warmen, hellen und jeder Liegegelegenheit losen Burger King raus in die Bahnhofshalle. Entgegen aller Vermutungen war es dort recht belebt, unter anderem ein leicht bärtiger klemptnerartiger Typ am Pennen. Diese Bahnhofssitzreihen sind absichtlich unbequem, habe ich den Eindruck, aber schlussendlich kam ich zu was Schlaf. FAST.

Da lief so ein übereifrtiger recht junger Aufpasser rum, der mich geweckt hat. „Alles nur Spaß, schlafen Sie weiter“. Danke, du Arsch, ich bin schon wach. Kaum wieder am Eindösen, der nächste Sicherheitsbimbo, der es diesmal ernst meinte. „Sie müssen sich hinsetzen“. Wozu, verdammt? Der Klemptner schlief einfach im Sitzen weiter, ich kann es nicht! Verdammt, manchmal hat es ernsthafte Nachteile, jung und dynamisch zu sein. Man ist müde, um nicht zu sagen endlos fertig, hat aber immer noch genug Kondition, um nicht an Ort und Stelle im Sitzen einzuschlafen. Ich bin zu jung…

Sei’s drum. Wenn schon so früh wach, kann ich früher in die Arbeit und früher heim. Oder was heißt hier früh… Wenn man die ganze Nacht wach war, fühlt sich der anfangende Tag seltsam an. Es ist kein richtiger Tag, irgendwie. Zusammen mit der lastenden Müdigkeit fühlt sich es nicht wie ein neuer Tag an, es ist einfach nur die Fortsetzung des Tages davor. Dass es um die Jahreszeit recht spät hell wird, hilft auch nicht gerade… Jedenfalls war, so im Nachhinein gesehen, nicht viel Zeit vergangen. Die Müdigkeit tut ihr Übriges, dass die Zeit- und Selbstwahrnehmung verschwimmt. An der Stelle kann mich jeder mal, der nach 24 Uhr einen neuen Tag sieht. Es heißt nicht umsonst „Tag“. Man sagt nicht umsonst „Heute habe ich keine Zeit, ich mach’s morgen“. „Tag“ und „Morgen“, beides Begriffe, die mit dem Sonnenaufgang anfangen. Insofern war ich also zwei Mal am selben Tag in das Büro eingelaufen. Könnte schlimmer sein, meine Arbeit habe ich ganz gern.

Ach ja, der Arbeitstag… Früher gehen war recht angenehm, im Sitzen Sekundenschlaf wiederum weniger. Wie schaffen es Autofahrer, dabei nicht gleich einen Unfall zu bauen? Mich hat bereits das Sitzen in einem Rollstuhl überfordert. Immerhin gibt es Kaffee… Und das Beste ist, am Abend kam ich immer noch dazu, in meiner Lieblingskneipe ein paar Bier zu kippen, daheim die Wäsche in die Maschine und mich in die Dusche zu stecken, bevor ich doch entschlafen bin…

Interessant war’s, aber ganz gern nicht wieder.

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